Am 02. September fand das 23. Event der GNL DOM/GNC Pro Series statt. 34 Fahrer wollten auf dem 2,5 Meilen langen Superspeedway um den Sieg kämpfen. Aus HPM-Sicht waren Martin Kolibal, Laurenz Sproß, Torsten Brandt und Neuzugang Florian Kirchhofer dabei. Die Erwartungen vor dem Start waren sehr unterschiedlich, die Ansprüche ebenfalls und auch die Ergebnisse waren NASCAR-typisch weit gestreut. Wie es unseren Oval-Haudegen erging und natürlich einige Bilder der Action gibt es nach dem Break.
Es gibt 3 Events im 36 Rennen umfassenden Kalender der GNL DOM, die man schlicht und einfach als Lotterie bezeichnen kann. Der traditionelle Saisonauftakt in Daytona, das Rennen auf dem zweiten Superspeedway in Talladega und das zweite Rennen des Jahres in Daytona. Diese drei Strecken haben mehrere Besonderheiten gemeinsam, die das Racing hier auf den ersten Blick langweilig, auf den zweiten Blick aber zum Null-Fehler-Job machen.
1. Luftmengenbegrenzer für die riesigen V8-Motoren. Das führt dazu, dass ab 8500 Touren der Motor kaum noch Leistung produziert. In Alleinfahrt führt das zu Topspeeds um die 186mph. Man kann also Vollgas fahren und wird dennoch nicht schneller. Wichtig ist hier also ein Setup, das prinzipiell sehr wenig Rollwiderstand bietet. Extreme Sturzwerte an der Vorderachse führen dazu, dass man auf der Geraden nur auf der Kante des Reifens rollt. Im Turn ist das Auto dadurch zu Beginn und mit kalten Reifen sehr unruhig, in Daytona kommen außerdem gewaltige Bodenwellen hinzu.
2. Dadurch kann man nur mit Hilfe der Vorder- und Hintermänner schneller sein, als andere Autos. Draft nennt sich dieser Effekt. Das vordere Auto gibt dem Fahrzeug dahinter Windschatten, gleichzeitig wird der Luftstrom auf dem Auto durch das dichte Auffahren so verändert, dass der Vordermann weniger Luft aufs Heck bekommt. Ergo: Schieben und Ziehen—Geschoben werden und Ziehen lassen gleichzeitig. Bei 3 Autos funktioniert das noch besser. Der direkte Gegner ist also gleichzeitig der beste Freund, denn alleine auf einer Linie ist man hilflos.
3. Durch dieses extrem dichte Pulkfahren ist das Risiko eines Unfalles höher, als auf anderen Strecken und — viel schlimmer — wenn es knallt, sind in der Regel direkt eine ganze Masse an Fahrzeugen betroffen.
Die Lotterie setzt sich aus den Komponenten „Glück bei den vorhandenen Mitfahrern“, „Glück in engen Situationen“ und „Glück bei Unfällen“ zusammen. Und jeder hat nur ein Los! Lets turn the wheel of fortune…
Nach der Quali sah es für HPM noch sehr gut aus. Flo auf Pole, Martin mit knapp 2/10 Abstand Zweiter, Torsten mit Rennsetup auf 17, Laurenz ebenfalls mit Rennsetup auf 24. Gut, die Top-Jungs vorn.
Torstens Ansprüche waren mit P17 soweit erfüllt, die Mission Daytona sah für den Berliner laut eigenen Worten wie folgt aus:
Ich war 7 Rennen strafpunktefrei und habe beim letzten Event in Bristol gleich 90 gesammelt. Einmal sehr unglücklich, einmal durch pure Dummheit. Das darf in Daytona nicht passieren. Die Konkurrenz um die Top10 in der DOM wird teilweise patzen, ich nicht!
So der Berliner selbstbewusst.
In Daytona zählt sowieso nicht, dass man in Runde 90 auf Platz 1 liegt. Da passiert soviel in einer Runde, ich will einfach nur ohne Ärger bis 1 to go kommen, eventuell den Teamkollegen helfen und ab der weißen Flagge attackieren. Wenn ich dann Leute um mich rum habe, denen ich nicht 100% vertraue, verzichte ich allerdings auf einen Platz. Keine Strafpunkte ist die Mission! Punkt!
Laurenz definierte die Ziele ähnlich nüchtern:
Ich will endlich mal wieder ankommen! Ohne Strafpunkte und ohne unschuldig zu verunfallen. Mehr nicht. Klingt anspruchslos, aber in Daytona passiert mir sowieso wieder was.
Bad Prediction?
Flo schlug denselben Tenor an:
Daytona? Aussichten? Wünsche? Beim Saisonauftakt war ich 13ter, also will ich auf P12. Ich erhoffe mir hier gar nix, dann werd ich auch nicht enttäuscht!
Einzig und allein Martin war optimistisch und antwortete auf die Frage nach dem Ziel fürs Rennen lapidar:
Ich will gewinnen!
Na bitte, geht doch, wenn die Anderen nicht wollen.
Der Start war wie erwartet äußerst zäh. Bereits in Runde 8 die erste Yellow, ausgelöst durch den Comebacker Gabriel Stöhr. Alle HPM’ler kamen heil durch, die ersten Fahrer mussten Reparaturen an ihren Fahrzeugen vornehmen. Laurenz hatte sich bis dahin von 24 bereits auf 15 vorgearbeitet, Torsten von 17 auf 12 und Martin übernahm von Flo nach dessem frühen taktischen Stop die Spitze.
Die zweite Yellow des Abends ging dann leider auf Flos Konto, als er mit den taufrischen Reifen das Auto verlor. Danach folgte ein Reparaturstop, Rundenrückstand und die Mission: „Zurück in die Führungsrunde und dann gucken, was geht.“ Die dritte Yellow brachte das erste Drama mit sich, Laurenz konnte den Verunfallten Autos nicht ausweichen, Auto vorn links total krumm und Feierabend. Platz 32 am Ende und Ernüchterung.
Bis nächsten Donnerstag, ich bin weg!
Kurz und knapp die Verabschiedung des Farao-Fahrers, die Enttäuschung war spürbar.
Danach war das Rennen nicht wirklich flüssiger, immer wieder Rennunterbrechungen. Der längste Stint unter Grün war ungefähr 24 Runden lang. Martin hatte bei der Yellow in Runde 77 Pech, als er leicht in die Wand gedrückt wurde. Das Auto war danach zwar noch fahrbar, aber die Aerodynamik angeknackst und es fehlten 2-3mph Topspeed. Siegchancen adé. Die Spitze um Yves Queisert, Michael Hamann, Christian Wilms und Udo Streit hatte sich gefunden und fuhr konstant auf der unteren Linie. Außen vorbei war leider nicht möglich, also blieb nur das Hoffen auf Fehler. Die kamen auch, Streit und Terze räumten sich gegenseitig weg und die Chance auf ein Top-Resultat kam in Runde 91, als es noch einmal eine Unterbrechung gab. Beim letzten Restart lag Torsten auf Platz 5, hatte in den Runden vorher schon gezeigt, dass er schneller ist als P3 und 4 und schielte aufs Podium.
Aber beim Start verschaltete er sich kurz, beziehungsweise zu spät, kam kurz in den Drehzahlbegrenzer und verlor Schwung. Martin und Flo kamen besser weg, setzten sich am Ende noch gegen die Konkurrenten durch und zogen in einem tollen Finish noch vor auf Platz 5 (Flo), respektive Platz 6 (Martin). Torsten erreichte sein Ziel zwar, keine Strafpunkte und dazu mit P8 die Top10, war aber dennoch enttäuscht.
Den Restart hab ich gründlich versaut. Ich wollte bis zum Drehzahlbegrenzer drehen und so spät wie möglich schalten. Viel Schwung bekommen und eine Lücke finden. Ein Podium wäre wahnsinnig toll gewesen, um es Sascha von netbooknews am Freitag auf der IFA unter die Nase zu reiben. Tja, plötzlich stotterte der Motor, fix den 4ten einlegen, aber da war die Meute von hinten schon ran. Aber mit Abstand gesehen ist die Top10 toll, weil ich bisher nie Glück hatte auf den Superspeedways. Danke an meinen Teamkollegen Flo für das tolle Setup!
Martin war auch nicht ganz happy:
Das Setup war auf jeden Fall gut für einen Sieg. Durch die größeren Unfälle bin ich ohne große Probleme durchgekommen. Mein Rennen wurde dann beim Auflaufen auf einen Lapper beendet, als wir im 3-Wide an ihm vorbei gehen wollten. Wurde in die Wand gedrückt und hatte einen leichten Schaden Vorne Rechts. Mit P6 am Ende aber gerade noch glücklich, da eigentlich mehr drin gewesen wäre.
Flo sah das noch nüchterner:
Einziges Highlight im Rennen war die letzte Runde.
Na gut, in der ersten Runde gewinnt man auch kein Rennen. Grundsätzlich war es zufriedenstellend für HPM. Martin mit 155 und Torsten mit 142 Punkten gingen in die Teamwertung ein. Das bedeutet, man knabbert ganze 22 Punkte am Vorsprung von DIHL Racing ab. Bei nun 253 Punkten Rückstand und noch 13 zu fahrenden Rennen wird es aber langsam eng, noch Teamchampion zu werden. 19,5 Punkte aufholen pro Event, dann ist Punktgleichstand. RS Racing war durch die Sperre von DOMinator Martin Thiemt und die Nichtteilnahme von Tobi „Knusperflocke“ Schlottbohm stark gehandicapt, Robert Hyna holte zwar starke 130 Punkte, aber als Einzelkämpfer war er doch auf verlorenem Posten. Dadurch hat HPM nun 181 Punkte Vorsprung auf den 3. Platz in der Teamwertung, es bleibt also eng. Daumendrücken bitte!